Tag 13 - Mit dem Rad zu den Kreuzfahrschiffen

DO, 13. Juli 2017 – Mit dem Rad zu den Kreuzfahrschiffen

Groningen – Papenburg

 

Die Nacht in dem Zimmer für 18 Personen hat nicht gut angefangen. Nicht wegen der Anzahl Betten – es waren nur drei Leute da außer mir. Es stört aber, wenn andere sich dauernd räuspern, während alle anderen versuchen zu schlafen. Heute will ich über die Grenze von den Niederlanden nach Deutschland, nach Ostfriesland – die niederländische Provinz Friesland liegt übrigens westlich von Groningen.

 

 

 

Fahrt mit Elske

Morgens gibt es noch einige Dinge zu tun, ich fahre also erst um 11:00 los. Ich brauche lange, um den Weg aus der Stadt zu finden, die Straßen um das Zentrum herum  sind zwar mit dem Zeichen für Fahrradfahrer gekennzeichnet, es wird aber nicht angezeigt, wohin die Strecke führt. Als ich schließlich raus aus der Stadt bin, halte mich freiwillig an den Kanal. Was mir hier gefällt: Die ausgestellten Landkarten zeigen – wie man es erwarten kann – an, wo man sich befindet. Bei meiner Rheintour 2012 war dies nicht so und daher völlig nutzlos. Später treffe ich auf Elske (52). Sie fährt von Amsterdam mit dem Rad an die Grenze zu Deutschland, ihre Freundin hat den Zug genommen. Unsere gemeinsame Fahrt sind also etwa 30 km. Der Radweg wird immer schlechter und enger. Sie sagt, dass hier bzw. nördlich von hier viele Leute wegziehen, da durch Gasförderung Erdbeben entstehen und viele Häuser Risse bekommen haben. Kommt mir bekannt vor aus der Heimat. Meine Erfahrung, dass man mit dem Rad schlecht aus Luxemburg herauskommt, bestätigt sie aus eigenem Erleben. Dass sie ein Smartphone hat, hilft übrigens nicht immer weiter. Sie hält nicht seltener an als ich es tun würde, um mich neu zu orientieren bzw. bei Passanten zu erkundigen. Ich höre während der Tour übrigens noch öfter, dass einem die Technik nicht immer weiterhilft. Nachdem wir uns kurz vor der Grenze trennen, mache ich eine Pause. Direkt nach der Weiterfahrt merke ich, dass ich hier irgendwo die Grenze übertreten haben muss, die Schilder sind auf einmal auf Deutsch. Was mir erst nach dem Grenzübertritt einfällt: Am Sonntag, den 16. Juli, fängt in den Niedelanden die Fußball-EM der Frauen an.

 

 

 

Fortbewegung – Fahrrad, Schiffe, Transrapid

Das Wetter passt. Es ist wolkig, ab und zu lässt sich die Sonne blicken und bis Leer habe ich meistens etwas Rückenwind. Dorthin will ich fahren, damit ich wenigstens ein mal in Ostfriesland war. Hier erfahre ich, dass die Radwege, die ich direkt hinter der Grenze so toll finde wie in den Niederlanden, nicht mehr sind was sie mal waren, denn es werden angeblich immer weniger. Trotzdem bin ich beeindruckt, nicht zuletzt aufgrund der häufigen Vorfahrten für Radfahrer. Und sie schlagen bei weitem alle Radwege, die ich in meinen bisherigen Wohnorten kennengelernt habe wie z.B. in Freiburg, Basel, Köln, Barcelona und London sowieso.

Der weitere Weg durch Emsland ist nach Leer für lange Zeit nur eine Fahrt zurück. Hier habe ich nämlich Ziele, für die ich gerne einen Umweg fahre. Und ab dort, wo ich abzweige, wird es nicht einfach, ich muss mich sehr oft umhören und bekomme zwar meistens Antworten, helfen tun sie mir aber nicht. Letztendlich komme ich doch in Papenburg an, um einen Blick auf die Meyer-Werft, zu werfen. Die einzige von vor hundert Jahren etwa 20 Werften besteht immer noch und baut neben verschiedenen Schiffen inzwischen vor allem Kreuzfahrtschiffe.

 

 

 

Dritte Nacht an einem See

Direkt danach will ich am Abend den hochmodernen Fortbewegungsmitteln einen weiteren Besuch abstatten: beim Transrapid. Doch als ich mir schon überlege, ob ich nicht besser in der Ems gebadet hätte, taucht direkt an der Straße ein See auf. Nichts wie rein! Für eine Fahrt zum Transrapid würde es zeitlich wohl noch reichen, ich bleibe aber lieber am See und werde morgen früh hoffentlich zeitig weiterfahren. Außerdem bin ich die geplanten Kilometer gefahren, nur bin ich damit nicht zum Ziel gekommen. Wäre ich am Schluss übrigens nicht so lange am See rumgegurkt, um den besten Schlafplatz zu finden, wäre die Durchschnittsgeschwindigkeit durch den sehr häufigen Rückenwind deutlich höher.

Übrigens: Seit meinen Übernachtungen im Freien merke ich, dass es lange nicht dunkel wird. Liegt wohl daran, dass ich in den Norden fahre.

 

 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 22 Jul 2017 20:38:05