Tag 19 - Römer, Volkswanderung und Irrfahrt

Tag 19 – DI, 17. Juli 2012: Römer, Volkswanderung und Irrfahrt

Xanten – Nimwegen – Rivierenland

 

Mit dem Rad durch den Archäologischen Park

Wieder stehe ich früh auf, um den ersten Touristen zu entfliehen. Über mein Netbook erfahre ich, dass Xanten seit einem Jahr Partnerstadt von Beit Sahur ist, das direkt neben Bethlehem liegt. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich durch meine Fahrt 2007 wohl Sympathie erhalten und eine überdachte, trockene Unterkunft finden können. Wenigstens hat es heute Nacht mit einer kleinen Ausnahme kaum geregnet.

Ich mache mich bereit fürs Aufbrechen, eingekleidet mit den Fahrradklamotten und den Sandalen, welche heute Nacht ein wenig ihrer Nässe verloren haben. Da es schon wieder tröpfelt, ist mir das aber egal – sie werden ohnehin bald wieder klatschnass sein.

Bevor ich mich aber auf den Weg mache, betrete ich die römische Anlage, die offiziell zwar erst ab 9 Uhr zugänglich ist und in die nur Fußgänger kommen. Das Haupttor ist aber schon aufgeschlossen. Wahrscheinlich, weil die Angestellten teilweise mit dem Auto hineingefahren sind, der Eingang für Maschinen geöffnet sein soll und da sie um diese Uhrzeit wohl noch niemanden erwarten. Mir kommt es ganz gelegen, mich hier mit dem Rad bewegen zu können. Zu Fuß würde es mir einfach zu lange dauern, bei dem Regenwetter sowieso. So gelingt es mir, die bedeutendsten Hinterlassenschaften der Römer zu betrachten. In das dortige Museum gehe ich aber nicht, da ich mich hierfür wieder umkleiden müsste und außerdem den Mitarbeitern aus dem Weg gehen möchte.

Um 9 setze ich meine Fahrt durch verarmende Städte (Kehrum, Kleve) bei leichtem Regen, der sich bis zum Nachmittag in verschiedener Stärke hinzieht, fort. Erst ab Mittag ist es fast durchgehend trocken, ab und zu scheint sogar für einige Minuten die Sonne. Kurz danach erreiche ich den letzten Grenzübergang meiner Fahrt – von Deutschland in die Niederlande.

 

Unterkunft
Unterkunft
Xanten, Hafentempel
Xanten, Hafentempel
Xanten, Amphitheater
Xanten, Amphitheater
Xanten, Amphitheater
Xanten, Amphitheater


„Viertagemarsch“ in Nimwegen

Bald erreiche ich meine erste dortige Station – Nimwegen. Ehrlich gesagt ist sie das Einzige, an dem ich neben der Rheinmündung in die Nordsee in den Niederlanden wirklich interessiert bin. Jedenfalls von dem, was auf meiner Route liegt. Ich bin sehr überrascht über die Flut an Menschen, die hier unterwegs ist. Es sind aber weder Fußgänger noch Jogger, sondern Teilnehmer des viertägigen „96. Nijmegenmarsch, bei dem sich 45.000 Wanderer aus zig verschiedenen Nationen beteiligen. Theoretisch könnte ich – auch wenn die regulären Unterkünfte wohl schon seit langem ausgebucht sind – eine Unterkunft finden. Denn bei solchen Ereignissen wächst die Gastfreundschaft der Menschen weit über das „normale“ Maß hinaus. Da hier aber alles sehr in Bewegung ist, ich kein Freund von Menschenmassen bin und ich mich nicht schon am Mittag nach einer Unterkunft erkundigen will, fahre ich lieber weiter. Auch die Vorstellung, mich unter diesen Massen, welche mindestens durch den Lauf miteinander verbunden sind, als Außenseiter dazuzumischen, schreckt mich ab. Mit der Idee, den Abend und die Nacht irgendwo alleine aber in Ruhe und gelassen zu verbringen, kann ich mich da viel eher anfreunden. Also fahre ich weiter. Bald habe ich öfter heftigen Gegenwind, was, kombiniert mit den schnörkeligen Wegstrecken und weil ich mich öfter verfahre, zu einiger Verspätung führt. Wenigstens ist es jetzt trocken. 

Was mir gleich positiv an den Niederländern auffällt: die meisten sprechen die Sprache der Nachbarn, Deutsch. Leider kann ich das von meiner Heimat nicht behaupten. Dort sprechen meiner Meinung nach viel zu wenige Französisch, sogar mit dem Verständnis des Schweizerdeutschen hapert es bei sehr vielen. Auch wenn der Rhein wirklich eine starke Trennlinie ist, zieht dieses Argument bei mir nicht für fehlende Sprachkenntnis.

 

unterwegs
unterwegs
Kehrum
Kehrum
Kleve
Kleve
Kleve, Tiergarten
Kleve, Tiergarten
Kinder
Kinder
Kranenburg
Kranenburg
Grenze D - NL
Grenze D - NL
Nimwegen, Nijmegenmarsch
Nimwegen, Nijmegenmarsch
Nimwegen, Blick auf die Waal
Nimwegen, Blick auf die Waal
Nimwegen
Nimwegen
Nimwegen
Nimwegen
Nimwegen, Waalbruecke
Nimwegen, Waalbrücke
Nimwegen, Wanderer auf der Waalbruecke
Nimwegen, Wanderer auf der Waalbrücke
Nimwegen, Wanderer auf der Waalbruecke
Nimwegen, Wanderer auf der Waalbrücke
Nimwegen
Nimwegen
radfahrerfreundliche Aufteilung des Strassenraums
radfahrerfreundliche Aufteilung des Straßenraums


Ständig unter Beobachtung

Auf meiner Route steht an jedem Eck ein Haus – somit besteht also für Stunden keine Möglichkeit, irgendwo mal in Ruhe eine Pinkelpause zu machen. Ich bin aber nicht der einzige, der hier keine Abgeschiedenheit findet: Als ich zur Orientierung an einem Wegweiser anhalte, bemerke ich erst nach einer Weile unterhalb des Dammes ein junges Pärchen im Auto. Als sie mich sehen, klappen sie die Sitze hoch. Nicht mal in Papas Auto kann man hier draußen ungestört fummeln!

Die geplante Strecke einzuhalten, ist für mich recht schwer. Zwar fahre ich mehr oder weniger in die richtige Richtung, aber leider über Umwege, was unumgehbar ist. Häuser gibt es wie gesagt überall, aber keine Orte oder gar Städte, an denen man sich orientieren kann. Da immer wieder die notwenigen Hinweisschilder fehlen, wird es noch schwieriger. Es ist mir ein Rätsel, wie hier von deutscher Seite ein „Blitzkrieg“ erfolgreich sein konnte. Mit mir wäre das sicher schiefgelaufen.

 

Unterkunft im Rohbau

Weiter geht es an der Waal, einem der vielen die Dörfer einschließenden Flüsse. Ab 18 Uhr will ich die oft gerühmte Offenheit und Gastfreundschaft der Niederländer erkunden. Vielleicht schaffe ich es am vermutlich letzten Abend, dass mich jemand zu sich nach Hause einlädt, bevor ich mir wieder draußen eine Unterkunft suchen muss. Also schaue ich mich bei der Irrfahrt genauer nach Kneipen um, finde aber keine einzige, nicht mal ein Restaurant. Das einzige, was ich finde, sind ein Nobelrestaurant und eine Eisdiele, die beide fast unbesucht sind. Wo sind die ganzen Bewohner dieser Gegend abends eigentlich? So fahre ich weiter und frage zwei Damen (ca. 50), wo ich denn unterkommen könne. Wie immer werde ich an Campingplätze und Hotels verwiesen. Auf der Weiterfahrt entdecke ich zum Glück den Rohbau einer Halle, in dem man gut unterzukommen scheint. Da ich absolut nicht mehr mit einer Alternative rechne und auch keine Lust habe, weiterzusuchen, gebe ich mich damit zufrieden und richte mich ein. Es ist zwar ein wenig windig, aber im Gegensatz zu gestern habe ich hier einen trockenen Boden, eine sichere Überdachung und genügend Platz. So verbringe ich noch einige Zeit damit, Notizen über meine Erfahrungen zu machen und fühle mich ganz wohl. Inzwischen gehe ich davon aus, morgen in Den Haag anzukommen und meine Reise  beenden zu können.

 

Die Radwege sind in diesem Land übrigens vorbildlich – die Niederländer planen sogar, diese im Winter durch Beheizung vor Vereisung zu schützen.

 

Pferde
Pferde
Schatzsucher
Schatzsucher
Karte fuer Fahrradweg
Karte für Fahrradweg
unterwegs
unterwegs
unterwegs
unterwegs
beinahe als Unterkunft ausgewaehlt
beinahe als Unterkunft ausgewählt
   
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 18:43:07