Tag 38 – „Lost in Translation“ und andere Verirrungen

DI, 8.Mai 2007 – „Lost in Translation“ und andere Verirrungen

 

Istanbul – Yalova – İznik (Nizäa)  

 

Mit dem Titel der Dokumentation „The Sound of Istanbul“ (Crossing the Bridge) hat Fatih Akın wohl nicht den permanenten Verkehr und die vielen Geräusche hier gemeint. Ich sehe das aber schon so. Ich sehne mich nach Ruhe, weniger Lärm und Stress. Also raus aus İstanbul!

Um 9:30 bin ich mit Peter verabredet, komme aber erst später an. So ist das halt, wenn man eine junge Frau (Virginie aus Toulouse) zu Fuß begleitet. Nach langem Suchen und wieder mal unbeschreıblich vielen verschiedenen türkischen Antworten auf eine simple Frage brechen wir die Suche nach 2 Stunden ab. Ich irre dann noch ein bisschen in der Stadt rum und treffe dabei Hein mit seinem Sohn Joshua aus Best/ Niederlande. Die beiden sind auch verloren in Istanbul. Auch ihre Verabredung mit der Dame der Familie wollte nicht funktionieren.

Auf dem Weg raus aus der Stadt schaue ich noch bei einem Radgeschäft vorbei. Der Chef, Gürsel Akay, hat den Laden vor 15 Jahren aufgemacht und war einer der ersten, der Werbung gemacht hat mit Radtouren. Anfangs wurde er immer für einen Ausländer gehalten, da man es eben nicht gewohnt war, Radfahrer in den Bergen zu sehen, türkische schon gar nicht.

Von Pendik aus nehme ich die Fähre, um eine dreiviertel Stunde später in Yalova anzukommen. Denn die Alternativen allein übers Land weiterzukommen, unterbieten sich allesamt in ihrer Attraktivität: Die Schnellstrasse ist, wie schon die letzten 30-40 km vor der Ankunft in Istanbul, nur etwas für Leute, die nicht viel Wert auf ihr Leben legen: 3-6 Spuren, viele Einfahrten, kaum Rücksicht und verdammt hohe Geschwindigkeiten. Eine ruhige Strecke gibt es, diese würde aber einen größeren Umweg bedeuten. Den Weg am Strand entlang kann ich anfangs aufgrund der relativen Ruhe genießen, habe aber nach einer knappen Stunde die Schnauze voll von den ganzen hingeklatschten 70er-Jahre-Bauten und der Erinnerung an alle anderen mittelmeertypischen Touristrände.

In Yalova angekommen, geht es Richtung Süden nach Orhanazi. Dort werde ich – trotz der deutlichen Darstellung auf meiner Karte – von vier verschiedenen Leuten Richtung Bursa geschickt. Beim zwischenzeitlichen Blick auf die Karte bemerke ich den falschen Weg - 25 km in den Sand gesetzt. Wenigstens hat es sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt der Wind gut mit mir gemeint.

Zwischenzeitlich wieder per Email in Kontakt, beschließe ich, trotz der anbrechenden Dunkelheit ab etwa 20:30, noch nach Iznik zu fahren – vielleicht ein Treffen morgen früh mit Peter? Auf dem Weg dorthin gibt es einen kleinen Halt in Sölöz, einem wunderschönen Dorf südlich des İzniksees. Geprägt ist es von den vielen Cafes in der Hauptstrasse und den Traktoren, die vor jeder Haustür stehen. Sofort bin ich von kleinen Kindern umgeben, die gleich mal ihre ganzen Englischkenntnisse präsentieren. Nach einem Tee im nächsten Dorf Narlica geht die Fahrt weiter.

Nachts um 1 komme ich in İznik an. Nach dem Campingplatz fragend, erhalte ich von der Polizei eine Eskorte zu demselben. Ich komme mir dabei recht komisch vor, kann das Angebot aber nicht ausschlagen.

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