Tag 7 - Erste Staatsgrenzenüberscheitung

SA, 7.April 2007 – Erste Staatsgrenzenüberscheitung

132 km, 6:11 h
Vilshofen – Linz

Um 9 starten wir in Vilshofen. Knapp zwei Stunden später, angekommen in Passau, decken wir uns mit dem Nötigen ein in Apotheken, Lebensmittelläden und Drogerien und machen eine längere Pause.

Da mein Reisepass mit dem syrischen Visum doch nicht so schnell wie bei meiner Reise 2003 angekommen ist (nach drei Tagen), muss ich ihn mir von meinen Eltern nachsenden lassen. Inzwischen ist er dort angekommen und sie wollen ihn an das Deutsche Konsulat in Budapest schicken. Das klingt ganz gut…

Nach einem gemütlichen Frühstück am „Dreiflüsseeck“ verlassen wir die Stadt. Da hinter Passau bzw. vor Österreich wohl doch kein (gebührenfreier) Postbankautomat mehr kommen wird, fahre ich die paar Kilometer zurück. Die nächste ¾ Stunde wird mir aber als sehr ungemütlich in Erinnerung bleiben: Bei der Rückfahrt habe ich wieder Gegenwind. In der Stadt wimmelt es auf einmal von Touristen und die Innenstadt ist an diesem Samstagmorgen total verstopft. Nachdem ich mich durchgekämpft habe, muss ich bei der Weiterfahrt dazu noch die ganzen Autokolonnen ertragen.

Nach weiterer Fahrt Richtung Grenze wird es aber gemütlicher, ich kann entspannt auf die erste Landesgrenze meiner Tour zufahren. Genau dort wartet auch Peter, der mir langsamen Tempos voraus“geeilt“ ist.

Mit der Radfähre Schlögen bewegen wir uns auf die andere Seite der Donau. Weiter fahren wir bis Linz, wo wir um 19:55 an der Karmeliterkirche stehen. Also 5 Minuten vor der Ostermesse. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, lässt sich Peter von einem sehr hilfsbereiten, aber auch biergerüchigen Mann, in die Sakristei leiten, wo er so knapp vor der Messe sicher einen besonderen Eindruck erweckt. Der Zeitpunkt und die Situation waren also alles andere als wünschenswert. Wieder aus der Kirche raus, erspäht Peter aber zufällig den hiesigen Regens. Durch seine sympathische Ausstrahlung und sein vermittelndes Geschick löst Peter die Befangenheit und macht einen Deal: Wenn wir heute in die Messe gehen, können wir auch übernachten. So habe ich das jedenfalls verstanden. Ganz habe ich es aber nicht mitbekommen, da ich auf die Räder aufpassen musste, von seltsamen Menschen umgeben war und gefroren habe.

Wenig später, um halb neun sind wir im neugotischen Mariendom zur Osternachtmesse. Die Unterkunft im Bischöflichen Priesterseminar wird uns danach gewährt wo wir nach einer gemeinsamen Osterspeise mit dem Regens und seiner Gefolgschaft nächtigen.

Nach einem gemeinsamen Frühstück – gleiche Besetzung wie gestern Abend – starten wir um 9:45. Nach kurzer Fahrt sehen wir ein Hinweisschild zum KZ Mauthausen. Da wir uns bisher nie besonders um die weitere Fahrt bzw. die Strecke gekümmert haben, sind wir doch überrascht, hier einen so bekannten Namen anzutreffen. Wir halten uns dort für eine gute Stunde auf.

Heute haben wir Rückenwind. Endlich lauft es, ohne dass man sich ungeheuer anstrengen und gegen den Wind, Steigungen und Kälte kämpfen muss.

Ich komme als erster in Melk an, da Peter noch was an seinen Speichen zu reparieren hat. Das dortiger Benediktinerstift, für das die Stadt bekannt ist, ist ausgebucht. Nach dem Konstanzer Konzil 1418 war hier der Ausgangspunkt für die österreichische und süddeut- sche Reform des Benediktinerordens

Die Jugendherberge war uns von Angebot und Lage das Geld dann doch nicht wert. Der hiesige Pfarrer hat uns nicht unterbringen können und auf andere Adressen verwiesen. So haben wir ein bisschen investiert und sind sehr zentral in einem Hotel untergekommen. Also die erste bezahlte Nacht. Dort sind wir gut versorgt, sogar mit einem Fernseher. Leider kommt heute kein „Tatort“ - sonst würde ich nämlich den Abend im Bett verbringen.

Nachdem wir uns eingerichtet haben, haben wir die Stadt noch ein bisschen erkundet. Zuerst habe ich aber meinen Heißhunger im Pizzaladen gestillt: Die dortige Bedienung kommt aus Kairo und ist erst seit 3 Wochen in Österreich. Die direkte Verständigung hat einigermaßen funktioniert. Schließlich hat man ja auch Hände und Füße. Die Telefongespräche waren dann aber doch ziemlich amüsant. Dass man anfangs sehr direkt und ohne Umschweife „Was wollen Sie?” fragt, ist ja in Ordnung. Wenn der zweite Satz nach einer halben Minute genauso lautet, muss es wohl Verständigungsprobleme geben. Wenn man ihn nach weiteren 30 Sekunden wieder hört, muss man aufpassen, dass einem vor lauter Lachen nicht das Essen wieder hoch kommt. Trotz allem Verständnis für Ausländer und Sprachanfänger – ich kenne das ja aus eigener Erfahrung – braucht man sich nicht für ein ausgiebiges Lachen zu schämen. Zudem nützen einem die besten Deutschkenntnisse nichts, wenn man nach Österreich kommt, wie ich es von einer polnischen Austauschpartnerin erfahren habe.

Auch nicht, wenn beim dritten „Was wollen Sie?” der (ebenfalls ausländische) Chef kommt, das Gespräch übernimmt, die Hälfte der Bestellungen verbessert und danach feststellt, dass von der anderen Hälfte vieles gar nicht im Angebot vorhanden ist.

Nach dem Füllen des Magens und der Entspannung des Zwerchfells erkunden wir die schöne Stadt. Das Benediktinerkloster liegt idyllisch oberhalb der Stadt, unten schlängeln sich die Gassen malerisch durch die Häuserreihen.

Weiteres Amüsement erleben wir in einer Kneipe und in einem Internetcafé.

 

Passau
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   Erster Grenzübertritt
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 Linz: ungeschickter Zeitpunkt um nach einer Schlafmöglichkeit zu fragen
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Später: bessere Chancen
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