Tag 054 - Wieder raus in die Freiheit

Tag 054, 20.05.2015 – Wieder raus in die Freiheit
Istanbul – Iznik

Foto vor der Hagia Sofia
Um frühzeitig fortzukommen, stehe ich schon um 7 auf. Das Wetter ist am Tag des Verlassens der Stadt wie bei der Einreise: stark bewölkt. Die Temperatur ist gestern schon ein wenig gesunken, es ist aber immer noch angenehm warm. Um noch ein beeindruckendes Foto zu machen, fahre ich vor die Hagia Sofia und bitte zwei Personen darum. Dafür, dass die Leute heutzutage überall jeden Augenblick fotografieren, können sie dies oft ziemlich schlecht, finde ich. In einem Test wären die beiden Damen bei mir durchgeflogen. Also mache ich es wie bei dem Bild aus Österreich, als ich mit dem Velo im Schnee gestanden bin: Selbstauslöser nach 10 Sekunden. Besser könnte das Bild sicher sein, aber immerhin. Für alle, die es noch nicht wissen: Die 537 fertiggestellte Hagia Sofia war für fast 1.000 Jahre die größte Kirche der Christenheit. Damals hieß die Stadt allerdings noch nicht Istanbul, sondern Konstantinopel. Von 1453 bis 1931 war sie eine Moschee, heute ist sie ein Museum.

Raus aus Istanbul mit der Fähre
Selten war ich so froh, im Urlaub von einer Stadt wegzukommen. Ich fahre aber nicht wie ursprünglich geplant in den Nordosten, entlang dem Schwarzen Meer. Dafür ist mir die Gefahr zu groß, dass ich wieder auf zu stark befahrene Straßen komme. Ich will direkt mit der Fähre vom europäischen Teil Istanbuls nach Yalova fahren. Wie ich dort aus weiter nach Ankara fahren werde, weiß ich noch nicht. Gestern Abend habe ich drei ziemlich verschiedene Alternativen ausgesucht. Dass ausgerechnet heute für wichtige Emails WLAN nicht so ganz mitspielt und ich etwas länger für die Veloreinigung brauche, ist verkraftbar. Sogar, dass ich mich bei der Fahrt zum Hafen ausgerechnet in der Gegend, in der ich schon ein paar Mal unterwegs war, in einigen Sackgassen verfahre, mein Schiff um 5 Minuten verpasse und zwei Stunden auf das nächste warten muss, kann ich mit dem Gedanken, trotzdem von hier fortzukommen, verkraften. Am Hafen kann man WLAN nur empfangen, wenn man Mitglied ist bzw. Beitrag bezahlt. Das sind fast deutschlandartige Verhältnisse. Um 13:30 geht es endlich weiter. Auf dem Schiff ist jede zweite Person, von den Kindern bis zu den Senioren, mit seinem Smartphone beschäftigt. Von den anderen schläft wiederum die Hälfte. Nach 80 Minuten kommen wir in Yalova an.

 

 

Weiter nach Iznik
Ich habe mir während der Fahrt viel überlegt, wie ich weiterfahren werde. Schließlich entscheide ich mich, mir schon bekannte Strecken so wenig wie möglich zu fahren. Iznik werde ich sicher erreichen, aber es gibt viele Wege dorthin. Ich nehme den entlang des Marmarameers. Die erste Stunde habe ich kräftigen Rückenwind auf der stark befahrenen Straße, die nach Istanbul führt – ca. 27 km/h. Danach geht es steil bergauf, die Landschaft und der wenige Verkehr ist es aber wert. Auf dem Land gibt es auch in der Türkei viele Hunde, viele davon leben sogar frei und in Gruppen. Aber sie verteidigen kein Gebiet und lassen einen in Ruhe an sich vorbeifahren. Mittendrin ist eine Gegend, in der es massenhaft Störche gibt, die das Gebiet wohl für sich in Anspruch genommen haben. Im Dorf danach sieht es mit den Moscheen ebenso aus: Drei der vier sehr großen Exemplare wurden erst in den letzten 20 Jahren erbaut und ich kann mir nicht ganz erklären, warum so ein kleines Dorf so viele Sakralbauten hat. Diese Veränderung hat in den vergangenen 30 Jahren im ganzen Land stattgefunden, als sich die Anzahl der Moscheen verdoppelt hat. Das Aussehen der Gebäude ist aber nicht sehr vielfältig, da ist man in Deutschland teilweise schon etwas kreativer (s. Köln).

 

 

Ankunft in Iznik
Durch viele Dörfer komme ich schließlich zum Izniksee, von wo aus es noch 20 Kilometer sind. Alkohol gibt es hier übrigens nur an Kiosken am Ortsrand, nicht mal bei internationalen Tankstellen. Aus der laut Karte etwa 60 Kilometer langen Strecke ist es doch ein bisschen mehr geworden – 93 Kilometer. In Iznik suche ich den Zeltplatz, den ich 2007 bei meiner Tour nach Jerusalem spontan gefunden habe. Doch mir ist es zu windig und wolkig und ich frage schließlich 2 Jungs (Anfang 20), ob sie ein Hostel kennen. Natürlich hätte ich nichts dagegen, wenn sie mich zu sich einladen würden. Es kommt aber nur zu einer Einladung, ihnen beim Musizieren mit der Gitarre am Izniksee zuzuhören. Da hätte ich im Normalfall nichts dagegen, aber ich traue dem Wetter nicht. Den Jungs allerdings schon, aber ich habe keine Lust, ein paar Stunden später, mitten in der Nacht, eine Unterkunft suchen zu müssen. Schließlich zeigen sie mir ein Hotel um die Ecke. Anfangs will der Besitzer 70 TL, dann 60 und als ich in anlächle und sage, 50 wären auch in Ordnung, stimmt er zu. Schließlich haben die Jungs was von etwa 40 TL erzählt. Nach gut einer Stunde gehe ich bei dem windigen, aber nicht kalten Wetter noch raus an den See, wo sich die Männer treffen. Die zwei Jungs von vorher treffe ich wieder und nehme ein Video auf (s.u.).

 

 

 

Musik

Mehmet Kobak und Yakup Çağrı Gümrah spielen am Strand von Iznik "Bırak Seveyim Rahat Edeyim".


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