Tag 074 - Vier Stunden Mittagspause wegen Kopfweh

DI, 09.06.2015 – Vier Stunden Mittagspause wegen Kopfweh

Adıyaman – Kâhta

 

Sonnenstich

Nach dem Verlassen des Hotels gehe ich noch kurz in ein Internetcafé. Was mir hier und auf der Straße schon öfter aufgefallen ist, sind die Kinder unter 15, die eigentlich in die Schule gehen sollten - die Ferien fangen erst nächste Woche an. Statt dessen hängen sie irgendwo rum, sind im Internetcafé oder arbeiten. Beim Start in Adıyaman bemerke ich, dass ich Kopfschmerzen habe. Die verstärken sich bei der Fahrt ziemlich schnell und ich suche einen schattigen Platz. Und das ist nicht sehr einfach: Weil 1.) diese enorm selten sind, da es in dieser Gegend viel weniger Bäume gibt als bei meiner Fahrt vor ein paar Tagen 2.) diese eingezäunt sind, weil Privatgelände oder 3.) sie sind besetzt. Nach 12 Kilometern, 45 Minuten nach dem Start, finde ich einen Platz. Es ist ein kleiner und sehr kurzer Feldweg, der leicht den Hang hinaufgeht und wo man mich von der Straße aus nicht direkt sehen kann. Das ist mir sehr recht. Hier bin ich für 4 Stunden und meine einzige Aktivität besteht darin, den Platz zwei mal zu wechseln, da die Sonnenstrahlen zu stark sind. Hier schlafe ich mehrmals. Ehrlich gesagt ist dies einer der einprägendsten, sogar freiesten Augenblicke der bisherigen Tour. Wann ich weiterfahren werde, weiß ich nicht. Ich lasse mein Kopfweh darüber entscheiden. So liege ich auf dem Boden, kann hierfür meine Winterjacke noch mal praktisch als Unterlage einsetzen. Es windet, in diesem Fall ist es mir wegen der hohen Temperatur sogar sehr recht. Es ist mir auch egal, dass der Wind in meine Fahrtrichtung weht. Hauptsache, ich habe hier meine Ruhe und kann immer wieder schlafen.

 

 

Zelten? Kâhta!

Ich überlege, hier zum ersten mal mein Zelt zu nutzen, weiter werde ich bei den Kopfschmerzen nämlich sicher nicht fahren. Dann entscheide ich mich aber für eine Übernachtung ohne Zelt – es wird schon nicht regnen, an der frischen Luft kann man auch gut schlafen und ich kann mir die Arbeit des Aus- und Zusammenpackens sparen. Dann überzeugt mich aber doch das Zelt – wer weiß, was hier nachts für Getier ist, zum Beispiel Schlangen. Nach 4 Stunden bin ich aber wieder soweit klar und motiviert, dass ich doch weiterfahren will. Die nächste Stadt ist aber nicht wie berechnet 60 Kilometer, sondern nur 20 entfernt. Eigentlich ein Glücksfall. Was mir auf der kurzen Strecke aber enorm auffällt, ist, dass einen hier fast nur Kinder grüßen. Männer winken nie zurück. Höchstens junge schauen einen mal nett an oder brüllen was aus dem Auto raus. Wenige Ältere schütteln sogar den Kopf, wenn sie mich sehen. Das stört mich normalerweise nicht. Aber ich habe jetzt schon genug nervende Sachen, das brauche ich nicht auch noch.

 

Das erste Hotel am Ort hat geschlossen. So frage ich einen jungen Mann. Er sagt, ich solle einfach weiterfahren, ich werde es dann sehen. Allerdings ist dort das Ortsende und ich frage zwei Bauern, die mich wieder zurück ins Zentrum schicken. Dort werde ich von mehreren Leuten wenigstens immer in die gleiche Richtung geschickt und erhalte die gleichen Hinweise. So finde ich das Hotel doch noch und zahle gerne den etwas überhöhten Preis. Ganz fit bin ich doch nicht und komme erst um 21 Uhr auf die Idee, hier vielleicht meine Wäsche zu waschen. Das ist auch möglich, es geht laut einem der Angestellten eine Stunde. Nach 90 Minuten kehre ich zurück, die Maschine läuft aber immer noch. Letztendlich geht es fast drei Stunden, mit dem gewünschten frühen Schlafengehen wird es also nichts. Wenigstens hat der Angestellte das Waschpulver nicht vergessen. Allerdings kann ich meine Wäsche nicht an dem vorgesehenen Platz aufhängen, sondern auf der gegenüberliegenden Seite im Freien, wozu ich durch die Pfützen des frisch gesprengten Rasens laufen muss.

 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:37:35

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