Tag 126 - Zeit mit Shiva und Saeid

FR, 31.07.2015 – Zeit mit Shiva und Saeid

Schiras

 

Zeit mit Shiva und Saeid

Da heute Freitag, also Feiertag ist, können wir alle ausschlafen. Die ausgiebigen Gespräche von gestern Abend führen wir heute fort. So ist ihnen die Wasserverschwendung ihres Landes völlig klar. Sie meinen, ein Projekt sei geplant, das Kaspische Meer solle wohl Wasser für den ausgetrockneten Urmiasee liefern. Dass dies höchstens eine Problemverlagerung, aber keine Lösung ist, ist ihnen klar. Die negativen Aspekte der Atomenergie wie zum Beispiel die Gefahr eines GAU und vor allem der des Atommülls sind ihnen nicht bewusst. Ich sage ihnen, dass Deutschland – jedenfalls momentan – dabei ist, auszusteigen.

Zusammen fahren wir mit dem Auto durch die Stadt, um ein Restaurant für ein Mittagessen zu finden. Dabei fahren wir vorbei an der Hosseini-Seyed al-Shuhada-Moschee, in der 2008 bei einem Bombenanschlag 14 Menschen starben. Danach fahren wir wieder zurück zur Wohnung. Saeid macht sich direkt danach wieder auf den Weg, um einen Fahrradhalter zu finden, was ich aber erst später so richtig verstehe. Weil sie morgen wieder früh raus müssen, werde ich heute in einem Hotel übernachten und die beiden bestehen darauf, mich zusammen mit Rad und Gepäck ins Zentrum zu bringen, um dort nach einem Hotel zu suchen. Zuerst machen wir aber noch eine kleine Tour durch die großen Gartenanlagen im Norden der Stadt, die bei mir einen sehr angenehmen Eindruck hinterlassen. Nach Abklappern einiger, viel zu teurer Hotels werden wir fündig und wir verabschieden uns voneinander. Sie schenken mir dazu eine große Wassermelone, deren Verzehr ich sogar bis zu meiner morgigen Abfahrt schaffe.

 

 

 

Gedanken über die nächsten Tage

Anscheinend sind wir bei der Hotelsuche ein paar Mal durchs Zentrum gefahren, ich konnte es aber nicht als solches erkennen. Auch beim abendlichen Ausgehen für ein Abendessen werde ich nicht zufrieden: viel zu viele Menschen, viele Straßenverkäufer mit Schnickschnack, eine völlig belanglose Architektur. Um meine Laune etwas zu verbessern, suche ich ein Restaurant, werde aber nicht fündig. So frage ich einen jungen Mann, der mich keine 100 Meter zum gesuchten Ort führt und dafür Geld will. Nicht mit mir. Aber es geht noch weiter: Im Restaurant gibt es von den Sachen, die ich gerne hätte, nichts. Also gehe ich wieder raus zu einem Fastfood. Wenigstens werde ich dort satt. Genauso satt habe ich aber die Stadt, in der ich erst gestern angekommen bin und über die man so viel Positives berichtet. Im Frühjahr soll es in der ganzen Stadt duften und farbenprächtig sein, sagt man. Nur ist jetzt nicht Frühjahr und dazu sind Semesterferien. Die vielen Studenten, die die Stadt auch zu dem machen, was sie ist, sind also nicht da. Nichts scheint mir hier außergewöhnlich zu sein. Ich hätte länger in Yazd bleiben, vielleicht sogar gar nicht erst herfahren sollen. Ich werde mir also noch Gedanken machen müssen, wo ich die letzten Tage im Land verbringe.

Die Stadt ist mir – abgesehen von Shiva und Saeid – nicht gerade sympathisch. Nichts da mit fröhlichen Menschen. Angefangen hat es schon bei der Einfahrt mit einigen blöden Bemerkungen und Verhalten von Autofahrern. Es kommen noch andere Kleinigkeiten hinzu. Aber anscheinend wird hierdurch klar, dass meine Bedenken stimmen und in dieser Touristenmetropole sich das Verhalten der Menschen verändert. Und zwar zum Negativen. Es wäre schön, wenn dies nicht die Regel wäre und ich einfach nur ein paar schlechte Momente erwischt hätte.

Anstatt die letzten Tage wie lange geplant hier zu verbringen, fahre ich morgen lieber zurück nach Yazd. So bleibt mir zwar ein anderer Landstrich unbekannt, den ich bei direkter Fahrt nach Isfahan gesehen hätte, aber ich weiß, dass sich der Umweg nach Yazd lohnt. Denn durch die ganzen Strapazen habe ich mir sehr wohl einen schönen Abschluss meiner Reise verdient. Ich habe mir auch andere Städte für einer kleinen Rundfahrt überlegt, bin aber nicht fündig geworden. Eine Alternative für die letzten Tage wäre Isfahan, das mir sehr gut gefallen hat. Doch ich habe das Gefühl, mich in Yazd viel mehr entspannen zu können. Dort will ich einfach ausruhen, ein bisschen durch die Gassen der Altstadt kurven und Berichte schreiben.

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:53:32

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