Tag 068 - Weiterfahrt durch Kappadokien

MI, 03.06.2015 – Weiterfahrt durch Kappadokien

Göreme – Kayseri

 

Mindestens so guter Ausblick wie bei der Ballonfahrt

Heute mache ich die Reiseroute für die nächsten Tage bis Diyarbakır klar. Ich bin mir nicht sicher, ob ich besser über Ürgüp oder Avanos auf die Bundesstraße nach Kayseri fahren soll - die Distanzen sind in etwa gleich - und frage den Chef den Hotels. Er empfiehlt mir dringend, über Avanos zu fahren, da dieser Weg ebener und besser sei. Als ich gegen 10:30 losfahre, fällt genau in diesem Moment der erste Regentropfen. Also breite ich gleich die Folien über meine Ausrüstung aus. Eigentlich habe ich mir mehr vorgenommen für Kappadokien. Aber wieder treiben mich die Massen an Touristen fort vor hier, ich will einfach nur fahren.

 

 

 

Im nächsten Ort, in Çavuşin, gehe ich in die uralte Kirche. Daneben führt ein nicht planierter breiter Sandweg hinauf und ich bin einfach interessiert, von dort oben mal nach unten zu schauen. Dies ist die beste Idee und ich bin etwa 90 Minuten auf diesem Weg Richtung Zelve unterwegs. Die Aussicht ist wunderbar und ich bin auch der einzige hier. Nur weit unten auf der Straße ist was los und beim Rückweg sehe ich auf den nächsten Bergkuppen einige Geländefahrzeuge. Der Weg ist zu einem großen Teil ein natürlicher, nämlich eine Lavazunge.

 

 

Fahrt durch Kappadokien

Die Fahrt ist auch außerhalb des touristisch erschlossenen Gebietes sehr von urtümlichen Landschaften geprägt. Und ich habe Glück, ich fahre durch die dunklen Regen- und Gewitterwolken praktisch hindurch. Mal sind sie vor mir, dann hinter mir. Und wenn ich ein paar Tropfen abkriege, ist es nicht so schlimm, da diese nicht mehr so kalt sind wie noch vor ein paar Tagen. Wird es etwa doch noch dauerhaft wärmer?

Unterwegs halte ich kurz an, um mir die Karte anzuschauen. Da kommt ein junges Mädchen (ca. 10) mit ihrer kleinen Schwester auf mich zu und spricht mich auf Englisch an. Und sie kann sogar mehr als nur „Hello, what’s your name?“. Wir haben ein sehr kurzes Gespräch von zwei, drei Minuten, aber es hinterlässt einen sehr positiven, sympathischen Eindruck bei mir. Anders als viele ihrer Landsleute ist sie interessiert und unbefangen.

 

 

 

Kayseri

Vom Ortsschild der Stadt Kayseri (früher „Caesarea Cappadociae“) bis ins Zentrum sind es etwa 12 Kilometer. Bisher habe ich die Stadt auf keiner Karte in diesem Ausmaß gesehen. Als ich kurz vor dem Zentrum bin, fängt es an zu regnen. Mit dem Zelten wird es also wieder nichts. Im gerade vor mir stehenden AS Berlin Hotel frage ich nach einem günstigen Hostel. Das gebe es anscheinend nicht. Ich mache klar, dass ich nicht mehr als 40 zahlen kann – an einer Tafel sind 70 angeschrieben. Der Rezeptionist macht klar, dass unter 50 nichts läuft. Darauf können wir uns aber gut einigen.

Abends treffe ich Haci (42), als ich in einem Kiosk in der Nähe Wasser kaufen will. Er ist in Duisburg aufgewachsen und hat dort als Gleisarbeiter gearbeitet. Er ist seit 8 Jahren hier und arbeitet als Tapezierer, womit er gut verdient, wie er meint. Wirklich zufrieden ist er hier aber nicht, er fühlt sich immer noch als Fremder. Zusammen gehen wir in eine Kellerbar ein paar Meter weiter. Dort sind nur Männer, meistens älter als 50. Sehr gemütlich, es machen sich aber alle Sorgen um mich, weil ich alleine fahre. Danach geht’s weiter ins Hilton, in Kayseri die einzige „normale“ Bar laut Haci. Zwei junge Frauen sagen mir, die nächste Bar sei in Göreme. Also dort, wo ich heute losgefahren bin.

Frauen kennenzulernen ist hier nicht so einfach. Er fragt mich, ob die Frauen mich in der Türkei ansprechen oder wenigstens interessiert anschauen, weil ich Rad fahre. Nein, das tun sie sehr selten, meistens schauen sie gleich wieder weg. Das gilt aber nicht nur für die Frauen in der Türkei, sondern in allen von mir bisher bereisten Ländern. Also alles zwischen Spanien und Russland bzw. Israel. Das mag verschiedene Gründe haben. Aber insgesamt sprechen mich fast nur Männer jedes Alters an, daneben interessieren sich auch Kinder öfter für mich. Und Schafe und Kühe glotzen mich in der Regel verwundert an.

 

 

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