Tag 124 - Yazd – attraktivste Stadt neben Isfahan

MI, 29.07.2015 – Yazd – attraktivste Stadt neben Isfahan

Yazd

 

Sehenswürdigkeiten 1 - Türme des Schweigens und Feuertempel

Da ich morgen weiter nach Schiras fahren will, um dort die letzten Tage meiner Reise zu verbringen, habe ich heute ein großes Programm vor mir. So will ich gleich am frühen Morgen zu den beiden Türmen des Schweigens ("Dachma") fahren. Allerdings ist es gar nicht so leicht, herauszufinden, wo die sind. So findet man im Internet zig Bilder von ihnen, aber keine Wegbeschreibung. Ich erfahre nur, dass sie etwa 10 Kilometer vom Zentrum entfernt sind, nicht aber, in welcher Richtung. Schließlich erhalte ich von einem Hotelmitarbeiter einen guten Rat, der sogar völlig stimmt. Falls jemand danach suchen sollte: Die Türme liegen im Süden der Stadt, direkt neben dem riesigen Universitätsgelände. So fahre ich an den Rand der Stadt. Die Türme waren für die Zoroastrier Plätze für sogenannte „Himmelsbestattungen“. Die Toten wurden hierhergebracht, um von Geiern und Raben gefressen zu werden. Die Knochen wurden dann beigesetzt. Grund dafür war wohl, dass sie den für sie heiligen Boden nicht mit den Leichen beschmutzen wollten. Seit dem letzten Jahrhundert ist dies aber verboten. Angeblich, weil in Yazd immer wieder menschliche Knochen auftauchten, die die Geier haben fallen lassen. Hier bin ich wieder sehr dankbar dafür, mein Velo dabei zu haben, womit ich das Gelände wunderbar abfahren, genießen und Zeit sparen kann. Ich bin übrigens der erste und bis zu meinem Verlassen des Geländes auch der einzige Tourist hier. Die frühe Fahrt hierher war eine sehr gute Entscheidung, denn nun kann ich bei steigender Temperatur die zentraler gelegenen Sehenswürdigkeiten gelassener angehen.

Für alle, die sich schon lange fragen, wie es hier eigentlich mit den Toiletten aussieht: die gibt es. Allerdings wird das Bodenklo sowie das Waschbecken – jedenfalls hier – sehr selten gereinigt. Klopapier gibt es sowieso nicht, der Seifenspender scheint auch schon lange nicht mehr aufgefüllt worden zu sein. In den von mir aufgesuchten Hotels und Hostels sieht es da schon besser aus, man sollte sich aber – wie am besten auf jeder Reise – am besten eigenes Toilettenpapier und sonstige Hygieneartikel mitnehmen bzw. einkaufen. Obwohl man hier lange suchen muss, bis man Toilettenpapier findet.

 

 

 

Danach geht es zurück in die Stadt zum Feuertempel (Ataschkade). Früher gab es hier einige davon, schließlich war die Stadt einst das Zentrum der Zoroastrier. Dieser hier ist aber recht neu, er wurde erst im Jahr 1934 erbaut. Das Feuer in diesen Tempeln brennt angeblich seit deren Erbauung. Nächste Sehenswürdigkeit, die ich mir nach mehrmaligem Vorbeifahren nun genauer anschauen will, ist die Amir-Chakmak-Moschee. Eigentlich ist sie gar keine Moschee mehr, sondern nur die Überbleibsel davon. Danach mache ich erst mal eine längere Mittagspause.

 

 

 

Sehenswürdigkeiten 2 - Altstadt

Heiß ist es heute, aber es weht oft ein etwas kühlender Wind. So starte ich meine zweite Tour durch die Stadt: Zuerst zu einer Synagoge, die sich nur wenige Meter neben der Freitagsmoschee befindet. Sie ist aber geschlossen, weshalb ich mich gleich weiter auf den Weg durch die wunderschöne Altstadt mache. Leider sind hier einige weitläufige Gebäude, die mich sehr beeindrucken, unbewohnt und verfallen. Stattdessen baut man an anderen Stellen große Hotels. Bei dem Gedanken, wie die Stadt in ein paar Jahren aussehen könnte, ist mir nicht ganz wohl. Besonders aufgrund der zu erwartenden steigenden Touristenzahlen befürchte ich, dass die verlassenen Prachtbauten mit Innenhöfen abgerissen werden und durch Neubauten oder Hotels ersetzt werden.

Nächste Station ist der Dowlatabad Garten, der im Westen der Stadt liegt. Für einen bedeutenden Anziehungspunkte für (ausländische) Touristen  sehe ich hier wie bei den anderen aufgesuchten Orten relativ wenige davon. Dafür gibt es – wie im ganzen Land – sehr viele Katzen. Besser als der Garten gefällt mir die Heimfahrt durch enge Straßen und verwinkelte Gassen der Altstadt, die somit Schutz vor Sandstürmen bieten. Selten haben die Häuser mehr als zwei Stockwerke und sind meistens hellbraun gehalten. Hier sehe ich viel mehr vom tatsächlichen Leben der Stadt und lasse mich nach jeder Kurve aufs Neue überraschen, was mich dort erwartet. Die meisten Kinder und Jugendlichen grüßen einen herzlich mit einem sehr freundlichen „hello“ und sind sehr erfreut, wenn man sie zurückgrüßt.

In dieser Stadt fühle ich mich sehr wohl.

 

 

 

Essen und Trinken

Beim Gespräch mit anderen Gästen im Hostel sind wir uns einig darüber, dass sich die Gastfreundschaft schnell ändern könnte, wenn die wirtschaftlichen Sanktionen fallen und mehr, viel mehr Touristen kommen.

Am Abend gönne ich mir zuerst Fast-food. Alle Möbelstücke sind im Iran übrigens mit durchsichtigem Plastik überzogen – egal ob im Fast-food-Imbiss, Restaurant oder Hotel.

Danach kaufe ich mir noch eine Schachtel Süßwaren. Und das klappt zum Glück von Anfang an. Denn bisher hatten einige Verkäufer Probleme damit, mich zu verstehen. So habe ich auf verschiedene Produkte gezeigt und zwei Finger gestreckt. Soll heißen: von dem hätte ich gerne zwei. Manche haben das überhaupt nicht verstanden und ich bin schließlich ohne Einkauf wieder verschwunden.

Wie ich schon geschrieben habe, ist es schwer, hier mir schmeckende Getränke zu finden. So sehne ich mich sehr nach dem türkischen Ayran. Der heißt hier Dugh und ist meistens mit reichlich Kohlensäure und meistens Minze angereichert. Beides Zugaben, auf die ich verzichte soweit es geht – außer bei Bier.

Zum Essen und Trinken allgemein: ich bin schon durch viele Länder gereist, aber eines ist überall gleich: man gibt Unmengen an Zucker und Salz an sein Essen und Trinken, um ihm jeden Eigengeschmack zu nehmen. Die extremsten Salzzugaben habe ich in England erlebt, die größten an Zucker in der Türkei. Aber alle anderen Länder können gut mithalten. So trinkt man auch hier sogar zum feinsten Essen meistens ein zuckerhaltiges Getränk.

 

 

Video

Hier eine der besten Unternehmungen dieser Tour: eine Fahrt durch die Gassen bei der Moschee Amir Chakhmâgh in Yazd.

 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:53:04

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