Tag 091 - Eintauchen in Trabzon

FR, 26.06.2015 – Eintauchen in Trabzon

Trabzon

 

Wieso bin ich eigentlich ausgerechnet nach Trabzon gefahren? Wer auf die Karte schaut, sieht, dass es nicht viele Alternativen gibt. Alles andere wäre zu weit weg. Natürlich könnte ich es noch mal probieren, die Schule in Ankara zu besuchen und das habe ich auch vor. Wie ich aber morgen erfahren werde, hat sie leider noch immer geschlossen. 

Dafür erkundige ich die Stadt ein wenig, tauche in sie ein. Allerdings meine ich mit „eintauchen“ nicht das Wasser, denn hier gibt es wohl keinen Strand für meinen Geschmack. Erstens gibt es hier nämlich viel Industrie und zweitens ist zwischen Strand und Stadt die Autobahn. So tauche ich spontan und ohne irgendwelche Ziele in die Altstadt ein. Das ist gut, denn so komme ich an interessanten Ecken und einer großen Kirche vorbei. Und im Gegensatz zu Erzurum fällt hier auf, dass viel mehr Frauen auf der Straße sind und viel mehr unverschleierte.

 

Am Abend will ich natürlich das Spiel Deutschland – Frankreich bei der Frauen-WM in Kanada anschauen. Zuerst probiere ich, im Internet eine kostenlose Verbindung zu erhalten, natürlich ergebnislos. Nach vielen gescheiterten Versuchen wird mir klar, dass es hier auch einen Fernseher gibt und schalte ihn an. Was für eine unschlagbare Idee, für die ich nur eine gute halbe Stunde gebraucht habe! Der richtige Kanal, TRT3, ist schon eingeschaltet und ich kann das spannende Spiel ab der 2. Halbzeit verfolgen. Zur Erinnerung: 1955 hat der DFB Frauenfußball verboten - "Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand". Erst seit 1970 dürfen Frauen in Westdeutschland wieder kicken, in der DDR gab es kein Verbot. Während meines Studiums habe ich eine Arbeit geschrieben über weibliche Fußballmannschaften im Nahen und Mittleren Osten. Ein sehr interessantes Thema! Wer interessiert ist, dem kann ich die Arbeit nach meiner Rückkehr zusenden oder der kann von meiner Begegnung mit Ayah aus Jericho nachlesen.

 

 

DO, 25.06.2015 – Weiter mit dem Bus ans Schwarze Meer

Erzurum – Trabzon

 

Die Kinder machen es den Vätern nicht leicht: Die meisten rufen nur nach „Anne“ (Mama), sogar dann, wenn der Vater sie mal in den Händen hält. Am abgelegenen Busbahnhof von Erzurum spricht mich ein junger Türke (ca. 25) an, der sehr gut Englisch kann. Kein Wunder, er lebt ja in den USA. Während der Fahrt unterhalte ich mich mit einem weiteren Türken (ca. 25), der sein Englisch vor allem durch bzw. wegen seiner Freundin gelernt hat, die in Kiew wohnt.

 

 

Um 14 Uhr ist offizielle Startzeit des Busses, er hat aber Verspätung und fährt erst um 15:15 los. Da er aber pausenlos durchfährt – rasen kann man absolut nicht sagen – komme ich noch vor Dunkelheit an. Dabei ist es schon vor Sonnenuntergang immer trüber geworden. Von der prallen Sonne sind wir in das neblige und wolkenverhangene Gebirge gefahren. Die letzten beiden Stunden der Fahrt waren ziemlich trüb. Meistens ist der Bus Slalom gefahren, oft konnte man nicht weiter als 50 Meter sehen. Eigentlich eine interessante Strecke, mit dem Fahrrad wäre sie aber so ziemlich die schwierigste gewesen, abgesehen vom Berg Nemrud natürlich. In den Bergen gab es viele Tunnel, 10 waren es bestimmt. Zudem werden noch sehr viele weitere Tunnels und Brücken gebaut.

 

 

 

Ich bin sehr froh, in Trabzon anzukommen, vielleicht finde ich hier Ruhe und Erholung. Rad fahren werde ich wie gesagt nicht mehr in der Türkei, jetzt werden nur noch Busse benutzt. Mit einem türkischen Ehepaar komme ich ins Gespräch, sie empfehlen mir ein Hotel, dessen Name ich aber wieder vergesse. Das macht aber nichts. Nach einer kleinen Fahrt durchs Zentrum frage ich vor einem teuren Hotel nach einer preiswerteren Unterkunft und mir wird das Nur Otel empfohlen.

 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:43:32

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