Tag 069 - Angenehme Fahrt durch Zentralanatolien

DO, 04.06.2015 – Angenehme Fahrt durch Zentralanatolien

Kayseri – Pınarbaşı

 

Kayseri

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es kurz nach 12 los. Der Regen wartet wie gestern auf mich, bevor er den Sonnenschein des Morgens vertreibt und auf mich niederprasselt. Heute sind  aber nicht ein paar Tropfen wie gestern, sondern recht viel. Ich gehe noch ins Zentrum der Altstadt, wo ich mich eine Weile unterstelle. Einem älteren Mann ist gleich klar, dass ich Deutscher sein muss und er spricht mich im langsamen Vorbeigehen mit „Dankeschön“ an und lächelt dabei. Ich erwidere mit „Bitteschön“, worauf er sagt „Alles Gute“. Eine Stunde später komme ich raus aus dem Zentrum. Und das ist nicht besonders einfach, denn erstens spricht niemand Englisch und zweitens kann mir niemand die Abfahrt nach Pınarbaşı zeigen. Angeschrieben ist sie leider auch nicht. Nachdem ich dieses kleine Problem gelöst habe, stellt sich ein zweites an: auf „rechtem Weg“ kann ich die Stadt gar nicht verlassen, denn durch die zwei Unterführungen darf ich gar nicht fahren. Anders geht es aber nicht. Immerhin habe ich so meinen Weg gefunden, allerdings erst nach gut 15 Kilometern das Gefühl, raus aus der Stadt und ihren vielen jungen Erweiterungen zu sein. Sie zeigen, dass die Bevölkerung des Landes in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen sein muss.

 

 

 

Fahrt

Beim Rest der Fahrt bekomme ich nur einige wenige Regentropfen ab und fahre wie gestern durch die dunklen Wolken und Blitze. Aufs Zelten habe ich aber erneut keine Lust. Vielleicht regnet es heute Nacht und ein feuchtes Zelt kann man schlecht wieder zusammenpacken. Die Zeit spare ich mir lieber und suche wieder eine bezahlte Unterkunft. Heute fahre ich durch, abgesehen von einer kurzen Vesperpause und vielen Stopps für Fotos. Bei der Pause an einer Raststätte spricht mich ein junger Mann (ca. 35) an und zeigt mir ein paar Fotos seiner Radaktionen in der Freizeit.

Bei vielen Abschnitten zeigt sich, was meinen bisherigen Eindruck der Türkei bei dieser Tour geprägt hat: die vielen und vielfältigen Felslandschaften – anfangs bin ich noch immer in Gebiet Kappadokiens. Weiterhin fallen die vielen neuen Moscheen auf, von denen sich sie meisten ziemlich ähneln und sich immer an Bauten wie der Hagia Sophia orientieren. Es ist gut, wenn einem immer wieder schöne, ungeplante Sachen passieren. So habe ich gestern die Karawanserei Sarıhan betrachtet, heute komme ich zufällig an der Karawanserei Karatay vorbei. Das Dorf um sie herum ist teilweise recht zerfallen. Ich weiß nicht, ob die Besitzer geflohen oder vertrieben worden sind oder ob einfach das Geld fehlt.

Mal wieder was Positives zum Straßenbelag: der ist heute zum Großteil ziemlich in Ordnung. Die meisten Bundesstraßen, auch wenn sie durch Ortschaften führen und diese trennen, haben in der Mitte oft einen Graben und sind mit dem Auto nur an wenigen Stellen zu überqueren. Heute bläst der Wind manchmal sogar in meine Fahrtrichtung. Aber oft – und das kann  ich wirklich nicht verstehen – ändert er seine Richtung um 180°. Obwohl die Richtung die gleiche bleibt und es keine seitlichen Täler oder Ähnliches gibt. Vielleicht hätte ich im Leistungskurs Erdkunde mehr aufpassen müssen, um das zu begreifen. Gegen Schluss der Fahrt mache ich noch Fotos von Feldarbeitern in weiter Entfernung, die vor eisbedeckten Felsen arbeiten. Die ersten bitte ich darum, die zweiten bitten mich, sie zu fotografieren. Ich gehe, auch aufgrund ihres Aussehens und ihrer Kleidung davon aus, dass sie syrische Flüchtlinge sind.

 

 

 

Pınarbaşı

Gleich am Ortseingang von Pınarbaşı steht ein Hotel, das nach Angabe von zwei Ortsansässigen auch das einzige ist. Das nächste wäre knapp zehn Kilometer entfernt. Da es schon kurz vor 8 und wieder frischer geworden ist, lasse ich das lieber sein und bleibe hier. Die Unterkunft ist ein wenig preiswerter als gestern, hat dafür weniger Komfort, kein Internet, erst nach knapp zehn Minuten warmes Wasser, kein Toilettenpapier (natürlich bei Bodenklos) und vor allem ist das Frühstück nicht inklusive. Und anscheinend hat hier seit Jahren kein Mitarbeiter mehr gehört, dass man Scharniere auch ölen kann, hier quietscht wirklich alles.

Falls ich es weiterhin bei der momentanen Tagesstrecke lasse, wird es knapp mit dem rechtzeitigen Erreichen von Nachitschewan.

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:34:38

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